Stell dich kurz vor.
Wir sind bluespots productions und kurz vor der Premiere von Walk OFF fame 10 Jahre alt geworden. Wir sind ein freies Theaterensemble ohne feste Spielstätte, dafür einem Bürositz in Augsburg, arbeiten gerne mit verschiedenen Medien und Genres. Wir sind ein Kollektiv. Walk OFF fame ist unser zweiter Audiowalk.
Für den Walk haben wir mit postcolonial realities zusammengearbeitet, einer Projektgruppe, die aus einem Seminar an der Uni Augsburg entstand. Sie haben mit einem Blog über Rassismus und (Post-)Kolonialismus ihre Arbeit gestartet.
Erkläre in eigenen Worten, was ein Audiowalk ist.
Gehen, hören, Raum neu erleben und Stadt verändern, ganz für sich und gemeinsam, Bühne im Kopf, keine klaren Grenzen zwischen Realität und Fiktion, Stationen, Wirklichkeit mit den Gedanken (un)sichtbar verändern, irritierte Blicke, leises Abenteuer.
Für welche Stadt hast du deinen Audiowalk geschrieben und was magst du an dieser Stadt am liebsten?
Augsburg. Man kann sich an dir reiben und sich in dir verlieren, auf jede erdenkliche Art.
Worum geht es in deinem Audiowalk?
Um die kolonialen Spuren in unserer Stadt und was wir daraus machen wollen. Um unerhörte Stimmen der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft.
Wie bist du auf die Idee dazu gekommen?
Augsburg Postkolonial, eine Gruppe in Augsburg, die u.a. Stadtführungen zu dem Thema in Augsburg anbietet, hat uns gefragt, ob wir dazu mal einen Audiowalk machen wollen – weil unser erster Audiowalk auch ein historisches Thema hatte. Dann hat es noch ein paar Jahre gedauert, bis Idee und Geld gewachsen sind.
Wer sollte deine Geschichte auf jeden Fall hören?
Die Menschen, die den Walk nicht gehen werden.
Was war für dich die größte Herausforderung beim Schreiben?
Zusammenhänge nachvollziehen und aufbrechen, die eine Hunderte Jahre alte Tradition und eine dicke Kruste gebildet haben. Sich in Perspektiven hineinzuversetzen, die einer:m unter Umständen nicht zustehen. Innere Widerstände abbauen, Unwissenheit zulassen. Die meiste Zeit stand die Frage im Vordergrund: Wer spricht was für wen?
Und was hat dir am meisten Spaß gemacht?
Das imaginäre Spiel mit dem Publikum.
Der Anti-Rassismus-Workshop.
Das Öffnen für andere Sichtweisen auf eine ganz andere künstlerische Art.
Die Unerwartetheit und die Neugierde auf neue Textschnipsel der Co-Autor:innen, die mit ihrer eigenen Lupe unterschiedliche Blickwinkel beleuchtet haben.
Zu sehen, wie die Stadt sich verändert und wie wir mit den Texten wuchsen und lernten. Mit jedem Textschnipsel, der dazu kam, jeder Idee, jedem Schritt, der gegangen wurde.
Was ist dein Lieblingsort entlang der Route?
Die Koloniallinde, die da nicht steht.
Die zu bemalende Häuserfassade und die Holzrampe im Torbogen – wenn sich Hoffnung und Verdruss direkt hintereinander die Hand reichen. Eine fortwährende Gleichzeitigkeit des Verschiedenen.
Welches Detail auf deiner Route ist dir erst während der Arbeit an deinem Audiowalk aufgefallen?
Die Welserplakette in der Annastraße, der Einkaufsmeile in Augsburg, kannte ich vorher nicht.
Das Tor, das eigentlich immer geschlossen ist, war auf einmal offen. Wir mussten die Wegbeschreibung ändern.
Der umzäunte Baum entlang der schönsten und kürzesten Spazierstrecke in Augsburg Richtung Kräutergarten.
Zu welcher Jahreszeit gehst du am liebsten spazieren?
- Frühling
- Und Herbst
- Und Winter
- Und der Sommer ist auch nicht schlecht
Was schreibst du sonst noch?
Wir schreiben Theatertexte, Projektbeschreibungen, Pressemitteilungen, Strichfassungen, Projektanträge, Stückentwicklungen für die Schublade, selbst ernannte Lyrik und flammende Reden, die nie gehalten werden.