Einmal ist immer das erste Mal.
Unser Jahresrückblick 2023

Einmal ist immer das erste Mal.
Unser Jahresrückblick 2023

Einmal ist immer das erste Mal.
Unser Jahresrückblick 2023
1920 706 Sophie Burger

Jedes Jahr im Dezember, wenn der aktuelle Jahresrückblick ansteht, lese ich in unserem Blog noch mal nach, was in den vergangenen Jahren so passiert ist. Woran haben wir gearbeitet, worüber haben wir uns gefreut, welchen Herausforderungen standen wir gegenüber? Welche kleinen und großen Schritte sind wir gegangen und mit wem? Und jedes Mal stelle ich fest, dass das aktuelle Jahr ganz anders war, als alle davor.

Dabei ist das hier bereits unser vierter Jahresrückblick. 2023 ist unser drittes Jahr mit der Storydive App und das zweite nach der Gründung unseres Unternehmens. Wissen wir da nicht langsam, wie der Hase läuft? Doch gerade deshalb ist 2023 ein Jahr, in dem wir Vieles ausprobieren und zum ersten Mal wagen oder erreichen. 

Darunter sind Dinge, die definitiv nicht auf unserer Bingokarte für 2023 stehen: Ich bewerfe zum Beispiel zum ersten Mal jemanden mit einem Ei (nicht unhöflich gemeint). Fabian fährt mit der Fähre von Travemünde nach Helsinki und zurück, ohne an Land zu gehen. Bei der Recherche zu einem Projekt lösen wir einen diplomatischen Zwischenfall aus und das ist leider auch schon alles, was wir dazu sagen dürfen.

Wesentlicher sind jedoch drei Bereiche, in denen wir 2023 mit voller Absicht Neues angehen:

  1. Neue Formate: unser erster Multiplayer-Audiowalk, unser erster Audiowalk/ride für Fahrradfahrer*innen, unser erster Audiowalk im Podcastformat (und dann gleich noch ein zweiter) – 2023 forschen wir weiter an der Frage, was das Format Audiowalk alles kann. Und nach einem imaginären Tauchgang im vergangenen Jahr folgt nun unser erster Audiowalk, der tatsächlich unter Wasser spielt.
  2. Neue Technologien: 2023 entwickeln wir mehrere Features, die das Anlegen und Testen von Audiowalks vereinfachen. Unsere größte Weiterentwicklung ist aber die Möglichkeit, Echtweltparameter wie Wetter, Wochentag oder Uhrzeit dynamisch einzubeziehen, so dass sich die Story noch besser an die Hörsituation anpasst. Last but not least arbeiten wir an einem KI-Tool, um Geschichten auch ohne vorproduziertes Audio an die aktuelle Situation anzupassen.
  3. Neue Netzwerke: 2023 organisieren wir unser erstes Barcamp und laden Audiowalkkünstler*innen aus ganz Deutschland nach Hamburg ein. In unserem Austausch mit dem Mixed Reality Theaterlabor Produced Moon in Glasgow und der internationalen Geh-Kunst-Plattform Walk Listen Create entwickeln wir auch über die Landesgrenzen hinaus neue Partnerschaften. Und durch das EU-Programm MediaFutures haben wir Gelegenheit, uns in Rom und Barcelona mit Künstler*innen und Startups aus ganz Europa auszutauschen. Nicht zu vergessen das Hamburger Netzwerk, das nicht zuletzt durch die Storytelling Förderung und die Creative Business Academy weiter wächst.

2023 ist auch in vielen kleinen Dingen das Jahr der ersten Male: Unsere erste Markenanmeldung. Unser erstes professionelles Fotoshooting. Unser erster FAZ Artikel. Das erste Mal, dass in einer wissenschaftlichen Veröffentlichung über Storydive und einige unserer Audiowalks geschrieben wird. Das erste Mal, dass wir selbst auf einer wissenschaftlichen Konferenz über Storydive sprechen. Das erste Mal, dass ein Audiowalk von uns mit einem Preis ausgezeichnet wird.

Es gibt aber auch einiges, das es definitiv in die Jahreshighlights schafft, ohne ein erstes Mal zu sein:

  1. Von der Bundesbeauftragten für Kultur- und Medien ausgezeichnet zu werden ist immer eine besondere Sache und geht meist mit einer netten Abendveranstaltung, ein paar Pressefotos und gutem Essen einher. Die Auszeichnung als Kultur- und Kreativpilot*innen durch die Bundesregierung teilt sich die Ehre mit den Preisen, die wir in unserer Kinozeit für unsere Programmgestaltung erhalten haben. Neu: diesmal gibt’s zur Urkunde leider kein Cash, dafür aber “nicht nur Lob, sondern Anerkennung” von Robert Habeck und eine Trophäe, die jetzt bei mir im Regal steht.
  2. Die Zusammenarbeit mit Künstler*innen und Auftraggeber*innen wie HELLA LUX, MS Schrittmacher und der Bildungsstätte Anne Frank bedeutet uns viel, ebenso wie die Unterstützung durch nextMedia.Hamburg und die Kreativgesellschaft Hamburg. Es stimmt: Neue Kooperationen sind aufregend. Aber erst in langfristigen Kooperationen können sich Formate und Arbeitsweisen nachhaltig entwickeln.
  3. Ebenfalls kein erstes Mal ist unsere Zusammenarbeit mit einer Universität und dass wir dort ein Audiowalkseminar anbieten dürfen. Für unser aktuelles Projekt mit dem Sonderforschungsbereich Serious Gaming der Uni Konstanz haben wir aber erstmals ganze 2 Semester Zeit, um einen interaktiven Audiowalk mit zahlreichen Entscheidungsmöglichkeiten zu entwickeln und dabei Audiowalks als Gamingformat noch weiter zu erforschen. Ein Projekt, das 2024 weitergeht!

Und für alle, die wissen wollen, was es mit dem Ei, dem Schiff und dem Unterwasseraudiowalk auf sich hat, folgt jetzt ein Rückblick in Monaten.

Januar

Das neue Jahr startet mit ganz viel Input, denn all die Förderungen, für die Ende 2022 die Zusagen kamen, gehen direkt in die Umsetzung. Die Creative Business Academy und die Kreativpilot*innen begleiten uns mit Workshops und Coachings, im Rahmen der Storytellingförderung konzipieren wir ein Storyboard für einen Imagefilm und auch MediaFutures startet direkt mit ersten Online Veranstaltungen zum Thema Misinformation. Gleichzeitig finden erste Planungstreffen für Kooperationen mit Hella Lux, MS Schrittmacher und Produced Moon statt. 

Schon jetzt ist klar: 2023 werden wir viel unterwegs sein. Die erste Reise steht ebenfalls direkt im Januar an – Fabian fährt mit dem Entrepreneur Ship nach Helsinki und zurück – drei Tage ohne Handyempfang und Internet sorgen für einen intensiven Austausch unter den 150 Gründer*innen an Bord. Die Fähre legt nur kurz an, daher lohnt ein Ausflug nach Helsinki leider nicht. Doch die Fahrt über die gefrorene Ostsee ist an sich schon eine Reise wert. 

Am 27. Januar holen wir uns am Kiosk um die Ecke die Computerbild. Das fühlt sich ein bisschen komisch an, aber ohne Belegexemplar glaubt uns in ein paar Jahren ja niemand, dass ausgerechnet die Computerbild “Altopien”, Daria Geskes poetischen Audiowalk über eine queere Jugend in Altona im Praxistest ausprobiert und für hörenswert befunden hat. Ein Zitat nehmen wir auch noch mit: “Mit dieser App bekommt die Redewendung ‘Der Lauf der Geschichte’ eine ganz neue Bedeutung.” Prima!

Februar

Im Februar laufen die meisten Förderprogramme bis auf eins weiter und halten uns gut auf Trapp. Für die Storytelling Förderung gibt es Mitte des Monats ein Abschlussevent, die Storytelling Night im Impact Hub Hamburg, wo wir das mit Andreas Bruns entwickelte Storyboard vorstellen. Wir treffen dort nicht nur viele bekannte Gesichter, sondern lernen auch Sascha Wysk kennen, der später das Fotoshooting für uns macht, sowie Daniel Hautmann und Bente Faust von Honig&Gold. Die beiden produzieren Podcasts und Hörspiele und haben gerade ihren ersten Audiowalk auf Föhr veröffentlicht. Wenn das mal nicht vielversprechend klingt! 

Mit den Kreativpilot*innen treffen wir uns nicht nur online, sondern ab und an auch in der echten Welt. Passend zum Karneval geht es im Februar nach Bonn. Es ist schön, alle wieder zu sehen und sich darüber auszutauschen, wie es für die Preisträger*innen seit dem letzten Treffen im November weitergegangen ist. Lucy Gasser von Macht.Sprache fragt mich, ob wir bei der GAPS Konferenz in Konstanz gemeinsam ein Panel zum Thema “digitale Infrastrukturen” gestalten wollen. GAPS steht für Gesellschaft für Anglophone Postkoloniale Studien und zunächst bin ich unsicher, ob ich ein Thema habe, mit dem ich mich dort einbringen kann. Doch am Ende beschließen wir, dass ich darüber spreche, wie sich Audiowalks als Tool in der Wissenschaftsvermittlung einsetzen lassen. 

Mit dieser Frage beschäftigen wir uns dann bald schon ganz praktisch, denn der Sonderforschungsbereich Serious Gaming der Uni Konstanz setzt mit uns ab dem Sommersemester ein zweisemestriges Audiowalkseminar zu den Themen Flucht und Migration um. 

Ende des Monats bringt uns unsere zweite Auslandsreise des Jahres ins sonnige, aber kalte Barcelona. Eine Woche verbringen wir hier mit den anderen Teams von MediaFutures, nehmen an Workshops teil, besuchen Initiativen und Kulturinstitutionen vor Ort und stellen im Rahmen des Mobile World Congress auf der 4YFN Startup Messe aus.

März

Es ist März und wir sind verliebt. Nicht in den Fame, den die Auszeichnung als Kreativpilot*innen mit sich bringt (well…), sondern in die Landschaft, für die wir zusammen mit MS Schrittmacher und ihr Projekt Bruchstücke eine neue Arbeit entwickeln: das Oderbruch. 

Das Oder-Unglück im letzten Jahr hat uns sehr berührt. In unserem kurzen Walk „398 Billionen 236 Milliarden 608 Millionen„, einem imaginären Tauchgang durch Groß Neuendorf, war es bereits Thema. Doch wie steht es 2023 um die Oder? Zusammen mit MS Schrittmacher wollen wir den Konflikt von Ökonomie und Ökologie im Oderbruch untersuchen und werden dafür mit einer Rechercheförderung des Fonds Darstellende Künste unterstützt. Zusammen mit unserem versierten Guide Martin Stiefermann erkunden wir drei Tage lang potenzielle Hörorte entlang der Oder und werden gleich mehrfach fündig. Wir beschließen, vier kurze Audiowalks an vier verschiedenen Orten entlang des Ufers umzusetzen und sie über einen Audioride mit dem Fahrrad miteinander zu verbinden. Da es auf dem Deich immer geradeaus geht, ist der Fahrradweg dort ein gutes Experimentierfeld zur Frage, ob und wie dieses Format funktioniert. Und, funktioniert es? Stay tuned, die Premiere findet erst im Frühjahr 2024 statt.

Zurück in Hamburg steht die Aufnahme von „Hamburg can dance“ an, unserem ersten Multiplayer Audiowalk, den wir von Genet Zegay, Monika Mader, Folkert Dücker und David Marquis mit viel Spaß in einer lebhaften Studiosession einsprechen lassen. Danach geht’s an die Postproduktion, denn Mitte April ist Premiere! Aber was bedeutet Multiplayer eigentlich? 

“Hamburg can dance” handelt von einem Alien, das zum ersten Mal auf die Erde reist, um an einem intergalaktischen Dance Battle teilzunehmen. Kaum gelandet, muss es feststellen, dass es statt der vertrauten Tanzpartnerin einem Menschen gegenüber steht. Was ist da schief gelaufen? Wer ist das Gegenüber? Und kann das mit dem Wettbewerb doch noch klappen? Das alles findet das Alien nicht alleine raus, sondern zusammen mit dem Menschen, mit dem es unterwegs ist. Und daher hört ihr “Hamburg can dance” auch nicht allein, sondern zu zweit und schlüpft in jeweils unterschiedliche Rollen. Beide Geschichten sind aufeinander abgestimmt und ihr kommuniziert mit Händen und Füßen und über einige große Wandgemälde, um euch kennenzulernen und den Weg zum Dance Battle zu finden. Ach so, und die Galaxie müsst ihr dabei auch noch eben retten. 

Ende des Monates fahren wir erst zur oben erwähnten Preisverleihung nach Berlin und danach zum Digicamp des Börsenvereins nach München, wo die Buchbranche sich über Digitalisierungsstrategien austauscht. Mit im Gepäck: ein allererster Prototyp für eine KI-Anwendung, die gemeinfreie Texte mittels Fotoerkennung auf spezifische Orte anpasst und als Audiofile abspielt. Chat GPT4 ist seit Mitte des Monats draußen und wir wollen wissen, was es kann. Die Ergebnisse sind zwar sehr unterhaltsam, doch das verdanken sie vorerst eher ihrer Unbeholfenheit als ihrem überzeugenden Storytelling. Und trotzdem: Audiowalks für überall – mit KI rückt ihre Umsetzbarkeit ein kleines Stückchen näher.

April

Anfang April fahren wir direkt nochmal ins Oderbruch, um Interviews mit Anwohner*innen und Oder-Expert*innen zu führen. Wir sprechen mit einem Biologen, einer Landwirtin, einem Wasserbauingenieur, zwei Schülerinnen, einem Archivar, einer Filmemacherin und einer Aktivistin und erfahren, wie der Mensch das Oderbruch über Jahrhunderte hinweg in seine heutige Form gebracht hat: Entwässerungsgräben, Deiche, Buhnen, Befestigungen und Begradigungen – die heutige Landschaft des Oderbruchs ist komplett menschgemacht und die Abhängigkeiten zwischen diesen unterschiedlichen Eingriffen sind komplex. 

Diesmal haben wir Sounddesigner Rupert Jaud dabei, der weder Kälte noch Müdigkeit scheut und sich noch vor Sonnenaufgang auf den Weg macht, um die Sounds der Oder einzufangen. 

Wie schon im März führt der Weg vom Oderbruch nach Harburg. Dort findet am 13. April die Premiere von “Hamburg can dance” statt. Es kommen Breakdancer und sogar ein Alien – das hatten wir auch noch nie! 

Mitte April geht das Semester los und damit unser Seminar an der Uni Konstanz, in dem Masterstudierende u.a. aus der Ukraine einen interaktiven Audiowalk zu den Themen Flucht und Migration entwickeln. Wir begleiten das Projekt zum einen als Technologiepartner, zum anderen gestalten wir einmal im Monat eine vierstündige Seminarsitzung, in der wir unser Know-How zur Audiowalkproduktion teilen. Der Schwerpunkt liegt hier auf den Entscheidungsmöglichkeiten der Hörer*innen und der Figuren, in deren Fußstapfen sie treten, und im Seminar behandeln wir das Anlegen von interaktiven Walks, Spielmechaniken und die Verschränkung verschiedener Erzählstränge. 

Fast schon ein Running Gag in unseren Jahresrückblicken ist der Audiowalk “Die Wahrheit”. Für die Leipziger Buchmesse 2020 als allererster Audiowalk für die Storydive App geplant, müssen wir das Release nicht nur 2020, sondern auch 2021 und 2022 verschieben, da die Buchmesse immer wieder ausfällt. Und 2023? Findet die Buchmesse endlich statt und “Die Wahrheit” kommt doch noch raus. Ein erstes Mal mit Anlauf! 

Leider kann niemand von uns vor Ort sein, denn die Autorin Lilith Diringer macht gerade ein Auslandssemester in Denver und wir sind in Rom. Dort treffen wir uns wie schon im Februar mit den anderen MediaFutures Teams, pitchen, nehmen an Workshops teil, gehen ins Museum – und diesmal sind Essen und Wetter sogar noch besser als in Barcelona! 

Mai

Apropos Wetter. Als wir Mitte April aus Hamburg wegfahren, lassen wir die warmen Klamotten im Schrank, denn hey, erst geht’s nach Rom, und dann ist ja schon Mai und sowieso super schön sonnig und warm! Vonwegen. 

Die ersten beiden Maiwochen sind wir für einen Workshop in Frankfurt, wo wir an der Bildungsstätte Anne Frank mit Schüler*innen den Dornbusch erkunden. Wir sind dabei naturgemäß viel draußen – und frieren. Außerdem werden wir bei unserer Ortserkundung auch noch für Spione gehalten! Egal, am Ende lohnt es sich für „Sehnsucht nach Sprechen und Freiheit“ absolut. 

Von Frankfurt geht es weiter nach Konstanz am schönen Bodensee, wo im Mai bekanntlich immer die Sonne scheint. Nein? Ich halte meinen Vortrag bei der GAPS Konferenz und für unser Seminar erkunden wir die Stadt zusammen mit den Studierenden. Die Ortserkundung ist toll – bis es plötzlich wie aus Eimern gießt. Dafür sind wir nicht 800km in den Süden gefahren! 

Als unsere kleine Tour Ende Mai zu Ende geht, kommen wir in Hamburg zeitgleich mit dem Frühling an. Finally! Strahlend blauer Himmel bei der Abschlussveranstaltung der Creative Business Academy. Nicht nur dieses Förderprogramm endet am 31.05., sondern auch unsere InnoFounder Förderung. Von jetzt an stehen wir finanziell ganz auf eigenen Beinen – und es fühlt sich ziemlich großartig an.

Juni

Im Juni stehen wir mit Hella Lux im Designzentrum Hamburg auf der Bühne, erklären Cognitive Bias mit dem Drake Hotline Bling Meme und werfen ein Ei ins Publikum. 

Anlass dafür ist die Abschlussveranstaltung von MediaFutures und die Premiere von “Hammer&Egg”, einem Audiowalk durch die HafenCity, der nicht nur auf Entscheidungen der Hörer*innen reagiert, sondern auch auf Echtweltparameter wie Wochentag, Uhrzeit und Tidenstand der Elbe. Dafür haben wir die letzten sechs Monate intensiv an einem neuen App Feature gearbeitet. 

Mit dem Ei hat es Folgendes auf sich: Laut psychologischer Studien verbindet sich die körperliche Reaktion auf eine Situation mit deren Deutung. Daher verliebt man sich beispielsweise bei “aufregenden” Dates in der Achterbahn oder auf einer Hängebrücke eher, als in einer Situation, die das Herz nicht schon per se schneller schlagen lässt. Der Grund dafür ist, dass man den erhöhten Herzschlag mit der Person in Verbindung bringt, mit der man gerade unterwegs ist – und nicht als Angst, sondern als Verliebtheit deutet. Mit dem Eierwurf wollten wir bei unserem Publikum einen ganz ähnlichen Effekt erzeugen und dadurch in Erinnerung bleiben. Übrigens: Wie sich der Hängebrücken-Effekt in Audiowalks nutzen lässt, habe ich hier beschrieben. 

„Hammer&Egg“ ist nicht unsere einzige Premiere im Juni. „Sehnsucht nach Sprechen und Freiheit“ erscheint zu Anne Franks Geburtstag am 12. Juni. Der Walk führt durch Annes Geburtsviertel und verbindet Vergangenheit und Gegenwart mit der Frage, was Freiheit, Widerstand und Erinnern ausmacht. Hörer*innen kommen unter anderem an der iranischen Botschaft vorbei, wo seit Anfang des Jahres Protestierende campieren und unermüdlich auf die Verbrechen des Regimes hinweisen. Die Bildungsstätte entwickelt außerdem Unterrichtsmaterialien zum Audiowalk, damit Schulklassen ihn im Unterricht diskutieren können.

Juli

Wir besuchen Mel und Leo von Produced Moon in Glasgow für einen dreitägigen Workshop. Dort experimentieren wir mit Virtual Reality, geben einen World Building Workshop und überlegen, wie ein gemeinsames, internationales Projekt aussehen könnte. Es ist das erste Mal, dass wir für eine Förderung nichts Greifbares erarbeiten und kein Ergebnis präsentieren müssen, sondern einfach Zeit mit anderen Künstler*innen verbringen können, um uns und unsere Arbeitsweise gegenseitig kennenzulernen. Möglich macht das das Programm “Cultural Bridge” des Fonds Soziokultur und einer ganzen Reihe britischer Förderer. Durch diese Konstellation entdecken wir auch immer wieder Unterschiede in der Kulturarbeit zwischen Schottland und Deutschland, die uns – danke, Brexit! – öfter mal die Haare raufen lassen. 

Und dann: Urlaub!

August

Frisch aus dem Urlaub zurück stürzen wir uns in die Orga unseres Audiowalk-Barcamps NEXT STEPS, das als hybrides Barcamp sowohl vor Ort in Hamburg als auch online geplant ist: Termine finden, Künstler*innen einladen, Unterkünfte buchen, Jobs vergeben, Zeitpläne machen. Zum Glück ist die Raumfrage schnell geklärt: wir dürfen für das Hamburger Barcamp den neuen Space in der Hafencity nutzen. Am 31. August ist Eröffnung und wir feiern natürlich mit!

September

Produced Moon besucht uns für 3 Tage in Hamburg. Wir hören zusammen Audiowalks, schmieden weiter Pläne und nehmen mit “Project F” auf Kampnagel eine Podcastfolge zum besten Audiowalk aller Zeiten auf – oder dem schlechtesten? Das kommt wohl auf die Perspektive an, ein Superlativ ist aber in jedem Fall angebracht, denn noch nie hatte ein Audiowalk so krasse Konsequenzen für eine Stadt wie “Project F” für Hamburg. Für alle, die jetzt neugierig geworden sind: “Project F” findet ihr nicht in der Storydive App, sondern hier oder auf Spotify.

Ende des Monats ist es dann soweit: mit NEXT STEPS findet unser erstes Audiowalk-Barcamp statt. Drei Tage lang treffen wir uns mit Künstler*innen aus ganz Deutschland in Hamburg, besprechen aktuelle Themen und beschließen, in Zukunft enger zusammenzuarbeiten. In den Sessions geht es zum Beispiel um Audiowalks im Festivalkontext, darum, wie Audiowalks gesellschaftliche Themen im Stadtraum sichtbar machen können, um partizipative Projekte und die Verortung von Biografien im Stadtraum sowie um die Frage, wie Technologie und kreativer Prozess aufeinander einwirken. 

Eine Premiere steht auch noch an: “Kleine Stadt Wolfenbüttel” der Stiftung Niedersachsen bringt literarische Texte aus 20 Jahren LiteraturLabor Wolfenbüttel auf die Straße.

Oktober

Im Oktober veranstalten wir NEXT STEPS Teil 2 als halbtägiges Online-Barcamp und treffen einige der Teilnehmenden schon bald darauf live in Hamburg wieder: beim B.A.L.L., dem bundesweiten Artist Labor der Labore. NEXT STEPS ist nämlich eins von knapp 60 Artist Labs, die der Fonds Darstellende Künste in Auftrag gegeben hat, um die Auswirkungen der Pandemie auf die freien darstellenden Künste und ihr Publikum zu untersuchen. In zwei intensiven Tagen auf Kampnagel kommen über 600 Künstler*innen zusammen und tauschen sich aus. Ein Fest!
Ein Fest ist auch die Premiere von „Die Welt Gegenüber„. Wir feiern das Album Release von Alice Under Water, eine Audiowalk Premiere und den neuen Fiction Podcast von Honig&Gold (ihr erinnert euch? Die zwei, die wir im Februar bei der Storytellingförderung kennengelernt haben!). Das Besondere: der Audiowalk führt durch den alten Elbtunnel direkt zur Premierenparty im Komet. Die Audiowalker*innen reisen dabei ins Hamburg des Jahres 2047 – und zusammen mit Musikerin Alice vom überfluteten Süden in den abgeschotteten Norden der Stadt. Der Audiowalk bleibt nach der Premiere weiter verfügbar und bietet einen super Einstieg in den Fiction Podcast.

November

Mit dem Wintersemester startet der zweite Teil unseres Seminars in Konstanz. Die Gruppe ist nochmal deutlich größer geworden und macht sich jetzt, wo die Routen, Figuren und wichtigsten Entscheidungsmöglichkeiten stehen, an die konkrete Ausarbeitung der Texte. Ein ausführliches Wiki begleitet die Entstehung des Walks. 

Den ganzen Monat über sind wir fleißig am Projekte planen und Anträge schreiben. Welche Ideen wir 2024 umsetzen können, erfahren wir aber erst im nächsten Jahr. Drückt uns die Daumen! Was 2024 aber auf jeden Fall weitergeht, ist unser Austausch mit anderen freischaffenden Audiowalkkünstler*innen. Wir richten einen gemeinsamen Mailverteiler ein und beschließen, uns regelmäßig online, aber auch offline zu treffen. Zum Beispiel im Juli 2024 in Leipzig. 

Der Sammelband “Literarische Spaziergänge im Deutschunterricht” erscheint, und darin der Artikel “Literarische Audiowalks – Hörspaziergänge aus Sicht der Deutschdidaktik” von Dr. Andreas Wicke. Wicke ist Dozent an der Uni Kassel im Bereich Literaturwissenschaft und Literaturdidaktik und hat unter anderem die bei uns veröffentlichten Walks “Urban Legend” und “Der Ausflug der toten Mädchen” analysiert. Dabei geht er zum einen der Frage nach, wie Audiowalks neue Zugänge zu literarischen Texten ermöglichen und wie andererseits die Audiowalkproduktion selbst fruchtbarer Teil des Unterrichts werden kann. 

„Sehnsucht nach Sprechen und Freiheit“ ist bei der visionale Hessen nominiert und gewinnt den dritten Platz!

Dezember

Das Jahr ist fast vorbei und unser Jahresrückblick ebenfalls. Im Dezember schmieden wir weiter Pläne für 2024, beantworten bei einem Startup-Talk der Hochschule der Medien Stuttgart Fragen von Studierenden und arbeiten weiter an unserem Tool, mit dem wir Geschichten mit Hilfe von KI auf verschiedene Orte und Situationen anpassen können. 

Ohne Frage wird es 2024 für uns wieder viele erste Male geben: Geplant sind zum Beispiel ein neuer Podcast, in dem wir verschiedene Audiowalkkünstler*innen und ihre Arbeiten vorstellen und die Vorbereitung des ersten Audiowalk Festivals, das dann 2025 stattfinden soll. Wir freuen uns schon darauf!

Wer nicht erst am Ende des Jahres lesen möchte, was alles so passiert ist, kann sich hier für unseren Newsletter eintragen und erhält dann alle 1-2 Monate Neuigkeiten per Mail.

Das war 2023. Neugierig auf die vorherigen Jahre? Hier geht’s zu den Jahresrückblicken 2022, 2021 und 2020.

Back to top