Peter Brenninger ist Autor von "Am Rand der Welt", dem literarischen Audiowalk über den Lyriker und Hörspielautor Günter Eich. Begegnungen mit Eichs Texten hatte er zwar schon früher, eine intensive Auseinandersetzung gab es aber erst, als er eine Eich-Ausstellung im Geisenhausener Museum vorbereitete.
Stell dich kurz vor.
Ich heiße Peter Brenninger. Meine Liebe zur Literatur kann ich nicht nur privat, sondern auch in meinem Beruf als Deutsch- und Englischlehrer ausleben. Das komprimierte Darstellen literarischer Themen und biographischer Zusammenhänge in einem Audiowalk ist eine neuartige Herausforderung für mich.
Erkläre in eigenen Worten, was ein Audiowalk ist.
Ein Audiowalk animiert die Hörenden mittels einer Geschichte, sich eine Erfahrung ganz eigenständig zu erarbeiten. Je individueller diese Erfahrung beim Hörenden ausfällt, desto besser scheint mir der Audiowalk gelungen.
Für welche Stadt hast du deinen Audiowalk geschrieben und was magst du an dieser Stadt am liebsten?
Die „Stadt“ in meinem Audiowalk ist nicht wirklich eine Stadt, sondern Geisenhausen, ein Marktflecken im westlichen Niederbayern. Am liebsten mag ich an diesem unscheinbaren Ort die Eigenart seiner Bewohner/innen.
Worum geht es in deinem Audiowalk?
Es geht um einen heute weitgehend unbekannten Autor namens Günter Eich, der aber in den 50er und 60er Jahren zur ersten Riege der deutschsprachigen Literaten zählte. In Geisenhausen lebte er in jenen 10 Jahren, in denen der weitaus wichtigste Teil seines Werks – das waren vorwiegend Gedichte und Hörspiele – entstand. Der Audiowalk unternimmt den Versuch, Person, Leben und Werk dieses bemerkenswerten Menschen mit dem Ort in Verbindung zu bringen. Das gelingt aber nur zusammen mit Günter Eich selbst, der als Wiedergänger in Erscheinung tritt.
Wie bist du auf die Idee dazu gekommen?
Die Grundidee hatten andere. Der Gedanke, den Autor selbst als Phantom zu inszenieren, kam mir beim Schreiben.
Wer sollte deine Geschichte auf jeden Fall hören?
Der Audiowalk wurde nicht für Insider verfasst. Er wendet sich also weniger an jene, die mit Autor und Werk vertraut sind und sich lediglich ihr Wissen attestieren lassen. Vielmehr sollten die Geschichte vor allem die hören, die mit dem Namen Günter Eich gar nichts anfangen können – beginnend mit etwa 12 Jahren ohne Begrenzung nach oben.
Was war für dich die größte Herausforderung beim Schreiben?
Am schwersten fiel mir das Wegstreichen, also das schrittweise Aufgeben der Vorstellung, man müsste so viel wie möglich an wissenswerter oder interessanter Information in die Geschichte packen.
Und was hat dir am meisten Spaß gemacht?
Das Aufdecken von mir bisher entgangenen Facetten im Leben des Menschen Günter Eich! Die hab aber nicht ich aufgedeckt, sondern das Phantom in der Geschichte :-))
Was ist dein Lieblingsort entlang der Route?
Der Pfeiler an der Eisenbahnbrücke (Auslösepunkt 10): Er ist am weitesten von Start und Ziel der Route entfernt, also eine Art geografischer Kulminationspunkt. Aber nicht nur das. Von hier hat man den schönsten Blick auf den Ort und die bereits zurückgelegte Strecke. Die dort angesiedelte und in einem sehr berührenden Gedicht erzählte (Liebes)-Geschichte wirkt unverstellt und authentisch. Die Hörer/innen haben das Gefühl, dem sonst eher auf Distanz bedachten Autor sehr nahe zu sein.
Hier ändert sich auch der Tonfall der Geschichte: Eich (das Phantom) sieht sich unvermittelt mit nachforschenden Fragen Annas zu seiner Rolle im NS-Staat konfrontiert.
Welches Detail auf deiner Route ist dir erst während der Arbeit an deinem Audiowalk aufgefallen?
Die kleine Rampe der ehemaligen Mühle (Auslöser 4): Meine Nachforschungen ergaben, dass die Bauern ihr Getreide nicht nur anlieferten, sondern das Mehl wieder abholten, weil sie ihr Brot selber backten – sehr zum Leidwesen der zur Mühle gehörenden Bäckerei 🙂
Zu welcher Jahreszeit gehst du am liebsten spazieren?
Herbst
Was schreibst du sonst noch?
Nix. Äh … Tagebuch, Zeitungsartikel, Leserbriefe …
Wo können unsere Leser*innen noch mehr über dich erfahren?
Nirgends – zumindest nicht überregional. Da ich mich in der glücklichen Lage befinde, auf kein Zusatzeinkommen angewiesen zu sein oder als Freischaffender für mich Werbung zu machen, bin ich in keinem sozialen Netzwerk zu finden. Mit zunehmendem Alter – und ich befinde mich definitiv im letzten Drittel – weiß ich die mir noch zur Verfügung stehende Zeit sehr hoch einzuschätzen. Soziale Medien würden mir viel davon nehmen.